
Wann tritt Hitzestress auf?
Schweine sind äußerst anfällig für Hitzestress, wobei sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung seiner Schwere spielen. Bei hohen Temperaturen haben Schweine Schwierigkeiten,ihre Körper-wärme zu regulieren, was zu einer verminderten Futteraufnahme, erhöhten Atemfrequenzen und ernsthaften Gesundheitsrisiken führt.
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Mastschweine leiden bei niedriger Luftfeuchtigkeit (ca. 30 %) erst ab etwa 28 °C unter Hitzestress. Bei höherer Luftfeuchtigkeit können jedoch bereits niedrigere Temperaturen Probleme verursachen.
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Schwerere Tiere (ab ca. 75 kg) sind stärker gefährdet, da ihre Leistung schon bei Temperaturen über 23 °C abnimmt.
- Zuchttiere (Sauen / Eber) weisen eine noch geringere Toleranz auf.
Der Hitzestress-Index für Schweine bietet eine wertvolle Orientierungshilfe zur Bewertung der Hitzestress-Risikostufen. Wenn die Temperaturen 28°C bei mäßiger Luftfeuchtigkeit überschreiten, werden die Darmgesundheit und das Wachstum der Schweine erheblich beeinträchtigt. Verschlechtern sich die Bedingungen, bewegen sich die Schweine von Alarmzonen in Gefahrenzonen, in denen sofortige Maßnahmen erforderlich sind, um schwere gesundheitliche Auswirkungen oder Todesfälle zu verhindern.
Einfluss von Hitzestress auf Produktion und Tierwohl
Schweine sind besonders anfällig für Hitzestress, da sie nicht effizient schwitzen können und nur begrenzt in der Lage sind, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Hitzestress tritt auf, wenn Schweine Temperaturen ausgesetzt sind, die über ihrer Komfortzone liegen (typischerweise 16-18°C für Sauen und Mastschweine). Dies kann zu folgenden Problemen führen:
- Verminderte Futteraufnahme: Dies führt zu Gewichtsverlust, langsamerem Wachstum und geringerer Futtereffizienz.
- Erhöhte Atemfrequenz: Dies kann Dehydration und Stoffwechselstörungen verursachen.
- Geschwächtes Immunsystem: Dies erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten.
- Reproduktionsprobleme: Niedrigere Fruchtbarkeit, kleinere Wurfgrößen, Aborte und schlechte Samenqualität sind mögliche Folgen.
- Verhaltensänderungen: Schweine können Stress, Unruhe und Aggression zeigen.
- Erhöhte Sterblichkeit: Besonders gefährdet sind junge, gestresste oder immungeschwächte Schweine.

Strategien zur Bewältigung und Vorbeugung von Hitzestress
Umweltbezogene Strategien
- Kühlung: Stellen Sie sicher, dass die Sauen Zugang zu kühlenUmgebungen haben. Dazu können Lüfter, Nebel oderVerdunstungskühlsysteme gehören, um die Umgebungstemperatur zusenken.
- Belüftung: Eine angemessene Luftzirkulation und Belüftung imStall kann dazu beitragen, den Wärmestau zu reduzieren und die Sauen kühlzu halten.Die Lüftung sollte regelmäßig auf optimale Funktionsweise überprüft werden.
- Haltungskomfort: Durch die Reduzierung der direktenSonneneinstrahlung wird der Wärmestau minimiert. Spaltenböden und gutgestaltete Räumlichkeiten helfen auch den Schweinen.
Wassermanagementstrategien
- Stellen Sie jederzeit sauberes, frisches und kühles Trinkwasser zur Verfügung .
- Überprüfen und reinigen Sie die Tränkenippel regelmäßig, um einen richtigen Durchfluss zu gewährleisten.
- Laktierende Sauen benötigen bis zu 50 Liter Wasser pro Tag zur Aufrechterhaltung der Milchproduktion.
Fütterungsstrategien:
- Anpassung der Fütterungszeiten: Füttern Sie die Sauen eher in den kühleren Tagesabschnitten(morgens/abends). Dies kann dazu beitragen, die Futteraufnahme zuerhöhen.
- Überwachung von Hitzestress-Indikatoren: Überwachen Sie die Sauen auf Anzeichen von Hitzestress, wie z. B. übermäßiges Hecheln, Unruhe undverminderte Futteraufnahme. Ein frühzeitiges Eingreifen kannschwerwiegendere Folgen verhindern.
Ernährungsphysiologische Strategien:
Die Fütterung von Schweinen bei Hitzestress erfordert Anpassungen, um sicherzustellen, dass ihr Nährstoffbedarf gedeckt wird und gleichzeitig die Auswirkungen der Hitze auf ihr Fressverhalten und ihre allgemeine Gesundheit reduziert werden. Schweine fressen vor allem bei Hitzestress weniger. Daher ist die Bereitstellung der richtigen Futtermittel und Managementpraktiken der Schlüssel zum Erhalt ihrer Produktivität und ihres Wohlbefindens.
- Erhöhen Sie den Fettgehalt: Fett liefert mehr Energie pro Gewichtseinheit als Kohlenhydrate oder Proteine. Ein höhrerer Fettanteil im Futter (z. B. Pflanzenöl oder tierische Fette) kann dazu beitragen, den Energiebedarf zu decken, ohne die Wärmebelastung durch die Verdauung zu erhöhen. Dies liegt daran, dass Fett weniger Energie bei der Verdauung benötigt als Kohlenhydrate und Proteine.
- Fasergehalt reduzieren: Eine faserreiche Fütterung erfordert mehr Energie bei der Verdauung, was potentiell die Wärmeproduktion erhöht. Daher macht es Sinn, den Fasergehalt im Futter zu verringern, um die erforderliche Verdauungsenergie zu minimieren und so die Wärmeproduktion während der Verdauung zu reduzieren.
- Häufiger Füttern: Da Schweine bei Hitzestress weniger fressen, sollten sie über den Tag verteilt häufiger kleine Futter-Portionen erhalten, um sicherzustellen, dass sie die notwendigen Nährstoffe aufnehmen können, ohne dass ihr Verdauungssystem überlastet wird. Dies kann auch dazu beitragen, Verdauungsstörungen vorzubeugen.
- Auf Beifütterung achten: Achten Sie darauf, dass eine ausreichende Menge an Beifutter für die säugenden Ferkel angeboten wird, da Sauen bei Hitze weniger Milch produzieren.
- Hilfsmittel für die Rationsgestaltung:
- Elektrolyte: helfen, den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten und die durch vermehrtes Schwitzen und Atmen verlorenen Mineralstoffe wieder zu ergänzen. Ein erhöhter Wasserbedarf führt zu einem Elektrolyt-Ungleichgewicht, welches die Leistung der Tiere beeinträchtigt. Eine Ergänzung des Futters mit Natriumbicarbonat kann dazu beitragen, das Säure-Basen-Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und eine durch die Hitzeeinwirkung verursachte respiratorische Alkalose zu vermeiden.
- Kühleffekt:Mineralien und Vitamine (insbesondere B-Vitamine, Betain) tragen dazu bei, die Futteraufnahme zu stabilisieren, um die physiologische Widerstandsfähigkeit gegen Hitzestress zu unterstützen.
- Antioxidantien: Helfen bei der Bekämpfung von oxidativem Stress,der durch hohe Temperaturen verursacht wird.
Antioxidantien zur Reduzierung von Hitzestress
Hitzestress erhöht den oxidativen Stress bei Schweinen und führt zur Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) oder, sogenannten freien Radikalen. Diese Moleküle können Zellmembranen, Proteine und DNAS schädigen. Antioxidantien spielen eine entscheidende Rolle bei der Minderung dieser Effekte, indem sie freie Radikale neutralisieren, die Immunfunktion unterstützen und die Darmgesundheit verbessern.
Reduzierung von oxidativem Stress
Während des Hitzestresses wird der Blutfluss zu den peripheren Geweben verlagert, wodurch die inneren Organe, einschließlich des Darms, unter oxidativem Stress leiden. Die Gabe von Antioxidantien und Osmolyten kann dieses Problem lindern. Dabei ist es wichtig, dass die Antioxidantien eine starke Fähigkeit zur Neutralisierung der freien Radikale besitzen, die den oxidativen Stress verursachen. Vitamin E wird häufig in Tierfutter während Hitzestress verwendet, hat jedoch eine begrenzte Wirkung und ist nur in einem lipidbasierten Medium aktiv. Polyphenole hingegen gelten als natürliche Substanzen, die starke antioxidative Effekte gegen freie Radikale im Magen-Darm-Trakt und im gesamten Körper während Hitzestress haben. Die wirksamsten Polyphenole zeichnen sich durch eine hohe Bioverfügbarkeit aus und sind sowohl in lipid- als auch in wasserbasierten Geweben aktiv. (Trouw Nutrition hat AOmix entwickelt, eine Futtermittellösung, die aus hoch bioverfügbaren Polyphenolen mit starken antioxidativen Eigenschaften besteht.)
Unterstützung der Immunfunktion
Hitzestress schwächt das Immunsystem und macht Schweine anfälliger für Infektionen und Krankheiten. Antioxidantien, insbesondere die Vitamine A, C und E, spielen eine wesentliche Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Verringerung von Entzündungen. Dadurch wird der Immunschutz verbessert,um Krankheitserreger abzuwehren.
Schutz der Darmgesundheit
Hitzestress führt dazu, dass Blut von den inneren Organen zur Haut umgeleitet wird, was die Darmintegrität und die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt. Dadurch steigt das Risiko, dass Krankheitserreger in den Blutkreislauf gelangen und Krankheiten verursachen. Polyphenole mit hoher Bioverfügbarkeit können helfen, die Darmintegrität und -funktion auch unter Hitzestressbedingungen zu erhalten.